12.11.2024
Es war ein kalter Montagmorgen, als ich mir fest vornahm, den Bericht für die FEUSI in den nächsten Tagen frühzeitig zu schreiben. Genug Zeit hatte ich – ganze zehn Tage – und das war für mich normalerweise Zeit genug, um alles in Ruhe zu erledigen, ohne mich vom stressigen Gedanken an die Abgabe vereinnahmen zu lassen. „Dieses Mal werde ich es anders machen“, dachte ich mir. Keine Last-Minute-Aktion, kein Schreiben in der Nacht vor der Abgabe, keine Selbstzweifel, keine Panik. Dieses Mal wollte ich den Bericht in Ruhe, durchdacht und mit klaren Gedanken verfassen.
Nach fünf Tagen – vorher war für mich definitiv zu früh - setzte ich mich an den Schreibtisch, Doch kaum hatte ich den Laptop geöffnet um die ersten Sätze zu tippen, kam die Versuchung. Es war ein schöner Tag, die Sonne schien durch das Fenster und die gelben Blätter an den Bäumen mit den Vögeln, die in den Ästen herumflogen, wollten mich einladen, einfach zuzusehen und die Gedanken schweifen zu lassen. Ich schob den Stuhl zurück, lehnte mich zurück und beobachtete den klaren Himmel und die Wolken, die langsam dahintrieben. Es gab keine Frist, die mich antrieb. Irgendwann klingelte mein Handy, und es war meine Freundin, die mir vorschlug, später ins Kino zu gehen. Ein verlockendes Angebot. Der Film hatte gute Kritiken bekommen, und in den letzten Wochen war ich so eingespannt, dass ich kaum noch Zeit für entspannte Momente hatte. Schnell war ich überzeugt, den Laptop bei Seite zu schieben, und schon waren wir unterwegs.
Drei intensive Arbeitstage später verspürte ich einen leichten Druck. Der Bericht war noch nicht einmal angefangen, aber ich wusste, dass ich noch genug Zeit hatte. Ich würde mich heute Abend einfach hinsetzen und anfangen. Doch als ich an meinem Schreibtisch saß, sah ich, dass sich die in der Zwischenzeit eingetroffenen E-Mails häuften und ich wollte sie noch beantworten. Nach der Bewältigung der Mail Flut hatte ich keine Lust mehr, mit dem Schreiben des Berichtes anzufangen. Der innere Druck wurde grösser, aber ich war fest überzeugt, dass ich ja noch genügend Zeit hatte. Freunde von mir fragten am Abend ob ich am Wochenende zum Essen vorbeikomme weil sich Besuch aus Belgien angemeldet hat. Aus dem Mittagessen wurde ein ganzer Sonntag und ich habe viel Interessantes über das Leben in Belgien erfahren.
Noch drei Tage bis zur Abgabe, die Deadline rückte näher und der Druck wurde zunehmend grösser. In meinem Kopf formierten sich viele Ideen, aber auch Gedanken darüber, wie es sein würde, den Bericht unter Zeitdruck zu schreiben. Nach aussen blieb ich ruhig, immerhin hatte ich noch ganze drei Tage Zeit. Die nächsten paar Stunden verbrachte ich damit, ein neues Kuchen Rezept auszuprobieren und eine neue Staffel der aktuellen Serie anzuschauen. Irgendwann, spät am Abend, saß ich in einer etwas chaotischen Stimmung vor meinem Laptop, ohne einen einzigen Satz zu Papier gebracht zu haben. Die Abgabe rückte immer näher, und der Gedanke, dass ich kaum Zeit habe, den Bericht zu schreiben, spukte mir im Kopf herum und machte mich zunehmend hässig.
Am
Abend vor der Abgabe war es dann so weit. Die Nacht brach an, und ich saß immer
noch in der Wohnung, nun endlich mit einer Tasse Kaffee, der mich noch über
Stunden wachhalten sollte. Ich starrte auf den leeren Bildschirm und konnte
nicht glauben, wie weit ich mich selbst getäuscht hatte. Zehn Tage für einen
Bericht – und nun, in den letzten drei Stunden, versuchte ich verzweifelt,
irgendwie etwas Sinnvolles zu schreiben. Die Worte flossen nur mühsam. Die
Sätze fühlten sich unfertig und holperig an und ich war nicht zufrieden mit
dem, was ich auf dem Bildschirm sah. Es war zwar nicht miserabel, aber es war auch
überhaupt nicht gut Ich wusste, dass ich in den letzten Tagen viel bessere
Ideen gehabt hatte und sie theoretisch auch besser zu Papier bringen konnte, aber
irgendwie hatte ich es nicht geschafft, sie in einen klaren, strukturierten
Bericht zu verwandeln.
Als ich den Bericht endlich abschickte, war es spät in der Nacht. Ich fühlte
mich leer, erschöpft und ein bisschen enttäuscht von mir
selbst. Ich hätte alles viel besser schreiben können, das weiss ich ganz genau.
„Das nächste Mal, ganz bestimmt“!
Prokrastination
Beschreibt das Aufschieben
einer geplanten, aber als unangenehm empfundenen Handlung, die notwendig oder
von persönlichem Interesse ist. Der Person ist sich bewusst, dass das
Aufschieben negative Konsequenzen hat. Der Aufschub erfolgt nicht durch externe
Zwänge, ist unnötig und nicht zielgerichtet. Das Aufschieben geht mit
subjektivem Unbehagen oder anderen negativen Konsequenzen einher.
Quellenangabe: (Klingsieck, K.B. 2013. Procrastination: When good things don’t come to those who wait. European Psychologist, 18, 24-34. https://doi.org/10.1027/1016-9040/a000138.)
Autorin: Ursula Niederhauser, Dozentin Weiterbildung.
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