24.01.2023
Viele von uns haben bereits Erfahrungen mit Chatbots gemacht; ob Alexa, Siri oder Amazon Lex. Sie geben uns im Alltag beispielsweise Auskunft über den Lieferstatus unseres Zalando Pakets oder unterstützen uns am Samstagmorgen in der Migros Filiale. Was sicher ist, die Bereitschaft mit einem Chatbot zu kommunizieren und auf diesem Weg Informationen einzuholen, nimmt gemäss aktuellen Umfragen weiter zu.
Chatbots findet man immer häufiger an digitalen Touchpoints und machen somit auch nicht vor Schulen halt. Im Jahr 2016 experimentierten die AKAD Schulen Zürich mit einem Chatbot auf ihrer Website, mit dem Ziel, alle möglichen Fragen zu Kursen und Lehrgängen erstinstanzlich zu beantworten. Damals jedoch noch mit mässigem Erfolg. Als Schulleiter konnte ich das Projekt direkt 1:1 mitverfolgen. Waren die Antworten vor sieben Jahren noch zu ungenau, hat nun im Jahr 2023 der technologische Wandel alles verändert.
Chatbots bieten eine Reihe von Vorteilen, bringen aber auch eine gewisse Herausforderung mit sich. Vor einer solchen stehen wir aktuell, so vergeht kein Tag, an dem die Neuentwicklung in diesem Bereich ChatGPT nicht für Aufsehen sorgt. Selten hat ein Programm in so kurzer Zeit für derartige Begeisterung und ebenso grosses Unbehagen gesorgt. Lehrpersonen und Schulleitende sind besorgt und sehen das Ende eigener handschriftlicher Arbeiten, Hausaufgaben und Prüfungen. Selbst die ETH Zürich kapituliert: Es sei aktuell schlicht nicht möglich, künstlich erzeugte Texte via ChatGPT qualitativ zu unterscheiden. Dabei besteht die Neuentwicklung bereits seit Ende November 2022.
Als Lehrperson und Schulleiter muss ich zugeben, ChatGPT liefert auf praktisch jede erdenkliche Frage erstaunlich überzeugende Antworten. Zudem ist die Anwendung denkbar einfach. Noch sind die Programme, welche Texte von ChatGPT erkennen sollten, zu ungenau und fehlerhaft. Wie sieht also die Lösung aus? Experten sind der Ansicht, es sei wohl kaum zu verhindern, dass Studenten solche Programme einsetzen. Daher ist es sinnvoller, sie im Umgang zu sensibilisieren, denn ein ChatGPT verfügt nicht über ein wirkliches Verständnis, sondern wurde mit dem Ziel trainiert, die nächsten Worte vorherzusagen. Wenn man dieses Modell nach jedem Wort immer wieder anwendet, erhält man Sätze oder grössere Textstücke. Das Problem dabei ist, dass es sich bei geschriebenen Texten von künstlicher Intelligenz (KI) nicht um ein eigentliches Plagiat handelt, sondern um eine neue Form von Ghostwriting. Der Geist in der Flasche ist aber diesmal kein Mensch, sondern ein Computerprogramm. Das macht es so schwierig für uns, es in Worte zu fassen.
Ich plädiere daher für einen anderen Vorschlag. Der technologische Wandel ist entgegen fast jedem anderem Wandel irreversibel. Versuchen wir nun alles und setzen unsere Ressourcen dafür ein, diese Art von Fremdleistung zu erkennen oder schlicht zu verbieten, vergeben wir unter Umständen die Chance, die wirklichen Vorteile daraus für das Lehren und Lernen von Individuen zu nutzen. Ich könnte an dieser Stelle auch sagen, dass es sowieso schwierig ist vorherzusagen, was KI in naher Zukunft alles können wird. Die Technik ist uns Menschen in dieser Hinsicht immer einen Schritt voraus.
Der
nächste ChatGPT ist wahrscheinlich schon in der Pipeline. Vergeben wir uns also
nicht die Chance, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen und uns die Frage
zu stellen, wie wir daraus einen Mehrwert für das Bildungssystem als Ganzes
generieren können. Schön nach dem Motto: Mich wird nie ein Computer ersetzen!
Autor: Oswald von Arx, Betriebsökonom FH und Schulleiter am Feusi Bildungszentrum Solothurn
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